Eine der großen Herausforderungen der Energiewende besteht in der Anpassung der bisherigen Energieversorgungssysteme. Sie müssen zukünftig dezentrale, zeitlich fluktuierende, erneuerbare Energien einspeisen und verteilen. Das erfordert sowohl einen Ausbau der Energienetze als auch den Einsatz von Energiespeichern oder Lastmanagement zum Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch. Neben klassischen Stromspeichern wie Batterien können dabei auch Wärme- und Kälteversorgungsanlagen in Kombination mit thermischen Energiespeichern zum Einsatz kommen.
Der Kältesektor bringt ein hohes Potenzial zur Lastverschiebung mit
Bislang allerdings konzentrieren sich Forschung und Praxis beim Lastmanagement fast ausschließlich auf die Flexibilisierung von Wärmeversorgungsanlagen – zum Beispiel in Gestalt von Wärmepumpen, Widerstandsheizungen oder flexibel steuerbaren Blockheizkraftwerken. Mit Blick auf die Kälteversorgung gibt es dagegen sowohl auf methodischer als auch auf Anwendungsebene eine Vielzahl an Forschungslücken. Und das obwohl auch der Kältesektor ein hohes Potenzial zur Lastverschiebung mitbringt.
So lässt sich die Kälteerzeugung u.a. nutzen, um im Sommer Stromüberschuss aus Photovoltaikanlagen in das Produkt Kälte zu wandeln und zu speichern. Dabei müsste die Lastverschiebung nur über einen geringen Zeithorizont erfolgen. Aber auch in Frühling, Herbst und Winter benötigen Produktionsprozesse wie in der Nahrungsmittel- oder Chemieindustrie Kälte, genauso auch Rechenzentren oder Krankenhäuser. Konkret liegt der Endenergiebedarf für die Kälteerzeugung in Deutschland zwischen 80 bis 90 TWh/a. Da ein Großteil davon durch Strom gedeckt wird, fließen insgesamt 14 Prozent des Gesamtstromverbrauchs in Deutschland in die Kälteerzeugung.