Industrienationen sind abhängig von Im- und Exporten sowie langen, teils schwierig steuerbaren Handelswegen. Unternehmen haben die Souveränität über Prozesse und Produkte z. T. an globale Versorgungssysteme delegiert, deren Strukturen schwer zu durchschauen und nachhaltig zu gestalten sind. Oft fehlt in globalen Lieferketten die Transparenz, welche Rohstoffe, Zusatzstoffe, Halbzeuge oder Komponenten genutzt und welche Umwelt- und Arbeitsschutzstandards beachtet werden. Dabei beeinflussen Nachhaltigkeit, Resilienz und Flexibilität den gesellschaftlichen und ökonomischen Wert von Produkten enorm; zudem stellt das Sustainable Development Goal 12 der Vereinten Nationen nachhaltigen Konsum und eine nachhaltige Produktion in den Mittelpunkt. Der Fraunhofer-Ansatz dazu ist neu, da er auf die wissensbasierte, digitale Repräsentation ganzer Wertschöpfungszyklen setzt.
Souveräne Entscheidungen für Unternehmen und Konsumenten
Die Wertschöpfung von morgen muss nachhaltiger, intelligenter und vor allem zirkulärer werden. Souveräne Wertschöpfungszyklen ersetzen globale Wertschöpfungsketten. Um diese Transformation zu ermöglichen, entwickelt Fraunhofer eine Charta, in der Handlungsfelder beschrieben werden, um Konsum und Produktion durch anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung nachhaltig zu gestalten – kurz-, mittel- und langfristig.
Fraunhofer entwickelt dazu neuartige Beratungs- und IT-Leistungen, die auf Basis sicherer und gesicherter, glaubwürdiger und maßgeschneiderter Informationen zu Lieferketten und Produktionsbedingungen souveräne Entscheidungen von Unternehmen und Konsument*innen ermöglichen. Zurzeit erarbeiten 16 Institute Anforderungen an diese Beratungs- und IT-Leistungen für die vier Leitmärkte Bauwirtschaft, Chemie, Energiewirtschaft und Ernährungswirtschaft.
Definition: Wertschöpfungszyklus
Ein Wertschöpfungszyklus umfasst alle Stufen der Rohstoffgewinnung, Werkstoffherstellung, Energiebereitstellung, Produktherstellung, Produktnutzung, Refurbishment, Reparatur und die Überführung von Produkten oder ihrer Bestandteile in erneute Wertschöpfung – über etablierte Wertschöpfungsketten hinweg.