»Als Auszubildende konnte ich mich direkt in anspruchsvolle Tätigkeiten einarbeiten und viel Eigeninitiative einbringen«
Von der Auszubildenden im Büromanagement zur Mitarbeiterin in Einkauf und Buchhaltung: Lina Kositzas berufliche Reise bei Fraunhofer UMSICHT startete im Herbst 2021. Im Interview lässt sie die wichtigsten Stationen Revue passieren und verrät, was das Institut in ihren Augen als Ausbildungsbetrieb auszeichnet.
Warum hast du dich für eine Ausbildung im Büromanagement entschieden?
Lina Kositza: Ehrlich gesagt war das ursprünglich ganz anders geplant… Nach meinem Abitur 2020 wollte ich eigentlich ein Jahr als Au-pair in den USA verbringen. Sogar eine Gastfamilie hatte ich schon. Corona hat mir dann aber einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht: Die Grenzen waren zu, Visa wurden nicht mehr ausgestellt.
Um die Zeit, bis es vielleicht doch Richtung Amerika gehen konnte, zu überbrücken, habe ich ein kostenloses Orientierungsstudium an der FernUniversität in Hagen absolviert. Das dauerte zwei Semester und drehte sich in erster Linie um das Thema Marketing. Parallel dazu habe ich mich bei der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG in Bochum als Werksstudentin beworben. Diese Stelle habe ich auch bekommen und für die PR-Abteilung gearbeitet. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich gedacht habe: Vielleicht ist das doch was für mich… Kurze Zeit vorher hat sich mein Stiefvater beruflich umorientiert und als Ingenieur ebenfalls in der Forschungseinrichtung angefangen. Er hat sich in der Fraunhofer-Welt auch sehr wohl gefühlt und schlug vor, dass ich mich um einen Ausbildungsplatz bewerbe. Allerdings war das Institut in Bochum noch im Aufbau und hat keine Ausbildungen angeboten. Also habe ich mich umgeschaut und die Stelle bei Fraunhofer UMSICHT gesehen.
Wie bist du zum Start in die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei Fraunhofer UMSICHT aufgenommen worden?
Lina Kositza: Das war tatsächlich richtig schön, und ich habe mich sehr willkommen gefühlt. Am ersten Tag in Oberhausen gab es viel Organisatorisches zu klären – zum Beispiel in der IT. Ich habe die direkten Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, meinen Arbeitsplatz eingerichtet. Alles ganz entspannt. Besonders gut hat mir das gemeinsame Mittagessen gefallen. Nach diesem Einstieg ging es dann nach und nach tiefer in die Themen, und ich habe mich in die ersten Aufgaben eingearbeitet.
Welche Aufgaben standen am Anfang an?
Lina Kositza: Die erste Abteilung, in der ich Station gemacht habe, war die Personalabteilung. Dort habe ich mich vor allem um die studentischen Hilfskräfte gekümmert – von Neueinstellungen bis zu Vertragsverlängerungen. Zum Beispiel habe ich die neuen Kolleginnen und Kollegen bei ihrem Start begleitet, die wichtigsten Dokumente unterschreiben lassen und ihnen erste Dinge erklärt. Auch in die Erstellung von Verträgen war ich eingebunden. Immer gut begleitet vom Team, aber auch mit einem eigenen Verantwortungsbereich.
Gab es zu Beginn auch Herausforderungen?
Lina Kositza: In den ersten Wochen war ich ehrlich gesagt abends immer so fertig, dass ich daheim mehr oder weniger direkt ins Bett gefallen bin. Das lag weniger am Stress als an der Tatsache, dass es so viel zu verarbeiten gab – neue Gesichter, neue Aufgaben, neue Erfahrungen… Erschwerend kam hinzu, dass ich mir selbst sehr viel Druck gemacht habe. Bloß keine Fehler machen, lautete die Devise. Dabei war es überhaupt kein Problem, auch mal was falsch zu machen. Das musste ich nur nach und nach lernen.
Was waren die nächsten Stationen?
Lina Kositza: Nach Personalentwicklung und Recruiting war ich in den Sekretariaten, in der Kommunikationsabteilung, im Einkauf, in der Buchhaltung, im Controlling, in der Reisestelle… Im Grunde genommen habe ich fast überall mindestens mal reingeschaut. Und parallel stand natürlich Berufsschule auf dem Programm. Immer dienstags und donnerstags. Diesen täglichen Wechsel zwischen Arbeit und Schule fand ich ganz gut.
Haben Berufsschule und Ausbildungsinhalte ineinandergegriffen?
Lina Kositza: Das hing ehrlich gesagt ganz vom Fach ab. In den Hauptfächern Büroprozesse und Geschäftsprozesse habe ich sehr viel für den Arbeitsalltag bei UMSICHT mitgenommen – vor allem mit Blick auf Verträge, Fristen, rechtliche Dinge. In Steuerung und Kontrolle ging es um Buchhaltung, was natürlich auch nicht schaden kann. Aber in Deutsch beispielsweise haben wir uns u.a. mit Kommasetzung beschäftigt. Das hatten die meisten von uns bereits in der Schule.
Du hast während der Ausbildung auch einige Wochen im Ausland verbracht…
Lina Kositza: Genau. Das war ein Angebot der Berufsschule – gefördert von Erasmus+ – und eine Kombination aus einer Woche Sprachschule und zwei Wochen Praktikum in Dublin mit Unterbringung in einer Gastfamilie.
Wo hast du das Praktikum absolviert?
Lina Kositza: In der Buchhaltung eines Unternehmens, das verschiedene Lebensmittelgeschäfte und Tankstellen betreibt. Das war ein bisschen wie in der Serie »The Office«: Wir haben alle in einem Großraumbüro gesessen und mit recht altmodischen, aber interessanten Systemen gearbeitet. Wir mussten beispielsweise alles händisch ausrechnen und dann erst eingeben. Anschließend ging alles an den Chef, der am Ende freigegeben hat. Von der klassischen Buchhaltung, die ich in der Berufsschule kennengelernt hatte, war das weit entfernt. Nichtsdestotrotz war das Ganze eine sehr spannende Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Konntest du Dublin und Irland trotz Lernen und Arbeit ein bisschen erkunden?
Lina Kositza: Auf jeden Fall. Da waren ja noch die Wochenenden, und die Sprachschule ging nur bis 14 Uhr. Also durchaus Zeit für Sightseeing.
Was hat dir am besten gefallen?
Lina Kositza: Mit Blick auf Irland die Cliffs of Mohar, wo auch ein paar Szenen für die Harry-Potter-Filme entstanden sind, aber auch die beiden Küstenstädte Bray und Howth. In Dublin selbst hat mir das Trinity College und dessen Bücherei besonders gefallen. Interessant waren auch das Temple-Bar-Viertel und die vielen Straßenmusikerinnen und -musiker überall in der Stadt. Da waren wirklich beeindruckte Stimmen dabei.
Inzwischen hast du deine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und arbeitest seit Februar 2024 bei Fraunhofer UMSICHT im Einkauf. War das der Bereich, der dich am meisten interessiert hat?
Lina Kositza: Definitiv. Ich fand das Team super und hab mich da direkt wohl gefühlt. Auch die Bandbreite der Aufgaben fand ich spannend und ich war echt froh, dass dort – passend zum Abschluss meiner Ausbildung – eine Stelle ausgeschrieben war.
Was gehört zu deinen Aufgaben?
Lina Kositza: Wir arbeiten viel mit dem Vergaberecht und haben Berührungspunkte zum Controlling und zur Buchhaltung. Konkret müssen wir beispielsweise neue Lieferanten bei SAP einpflegen, Vergabeverfahren führen, Angebote einholen und vergleichen. Manchmal führen wir auch Verhandlungsgespräche. Zudem haben wir die Rechnungseingänge im Blick. In Summe alles sehr spannend und vielseitig.
Was zeichnet Fraunhofer UMSICHT in deinen Augen als Ausbildungsbetrieb aus?
Lina Kositza: Im Vergleich zu dem Unternehmen in Dublin ist das Institut sehr familiär. Es arbeiten viele junge Leute hier, was gleich zu einer ganz anderen Dynamik führt. Mir hat gefallen, dass ich als Auszubildende keine stumpfen Aufgaben à la Kaffeekochen erledigen musste, sondern mich direkt in anspruchsvolle Tätigkeiten einarbeiten und viel Eigeninitiative einbringen konnte. Auch »Flex Work« – also das zeit- und ortsunabhängige Arbeiten – finde ich großartig. Während meiner Ausbildung habe ich in Dorsten gewohnt, 30 Kilometer von Oberhausen entfernt, und es war kein Problem, ein paar Tage in der Woche im Homeoffice zu arbeiten.
Gibt es auch Sachen, die du verbessern würdest?
Lina Kositza: Ich hätte wahrscheinlich die Zeiten, die ich in den verschiedenen Abteilungen verbracht habe, anders verteilt. Manche Abteilungen benötigen nämlich deutlich mehr Einarbeitungszeit als andere, auch das Arbeitspensum unterscheidet sich. Demnächst wird es für alle neuen und bestehenden Azubis die sogenannte Azubischool geben. Sie bietet einen einheitlichen Rahmen für alle Auszubildenden am Institut.
Und zu guter Letzt: Wo trifft man dich, wenn du nicht bei Fraunhofer UMSICHT bist?
Lina Kositza: Ich verbringe sehr gerne Zeit mit Familie und Freunden. Darüber hinaus bin ich gerne auf Festivals und Konzerten unterwegs. Vergangenes Jahr war ich beispielsweise auf dem Parookaville. Das war großartig. Und wenn ich mir nach sportlichem Ausgleich ist, gehe ich ins Fitnessstudio, um mich auszupowern.