»Voraussetzung für die Teilnahme sollte eine konkrete Idee sein, in welche Richtung die Karriere gehen soll«
Für Frauen, die eine gehobene Führungsposition in der angewandten Forschung anstreben, hat die Fraunhofer-Gesellschaft das interne Förderprogramm »TALENTA excellence« initiiert. Es soll sowohl bei der fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung als auch bei der Profilierung als Wissenschaftlerin und Führungskraft unterstützen. Prof. Dr.-Ing. Anna Grevé und Dr.-Ing. Annedore Mittreiter – aktuell Abteilungsleiterinnen bei Fraunhofer UMSICHT – haben an dem Programm teilgenommen und ganz unterschiedliche Erfahrungen gesammelt.
Mit welchen Zielsetzungen seid ihr in das Programm gestartet?
Annedore Mittreiter: Ich war – nach zwei Jahren Stellvertretung – relativ neu in meiner Position als Abteilungsleiterin und gleichzeitig auch in den erweiterten Kreis des Institutslenkungsausschusses aufgenommen. In beiden Rollen wollte ich mich stärken, um mehr bewegen zu können.
Anna Greve: Mein Fokus lag auf der Internationalisierung. Ich wollte ins Ausland gerichtete Aktivitäten starten und Fraunhofer UMSICHT entsprechend stärker vernetzen. Das hat sich ein bisschen aus meiner Promotion heraus entwickelt, in der es um europäische und auch außereuropäische Projekte ging.
Wie wolltet ihr diese Ziele erreichen?
Anna Grevé: Ich habe das Geld- und Zeitbudget, das über »Fraunhofer TALENTA excellence« zur Verfügung gestellt wird, genutzt, um einige Wochen im Fraunhofer-EU-Büro in Brüssel zu hospitieren – begleitet von einem Intensiv-Englisch-Kurs und einem Coaching. Allerdings hat sich parallel die Fördersituation verändert: Die Attraktivität von Projekten in Europa hatte ab-, die von Projekten in Deutschland zugenommen. Internationalisierung war aus Institutssicht also keine Top-Priorität mehr. Nichtsdestotrotz konnte ich meine Verbindungen zu Stakeholdern in Brüssel nutzen, um einige Power-to-X-Aktivitäten anzustoßen.
Annedore Mittreiter: Ich habe mich für eine größere Ausbildung zur zertifizierten Team-Gestalterin entschieden. Die Inhalte reichten von Teambuilding und Coaching-Grundlagen über Psychologie der Veränderung bis zur Organisationsentwicklung. Und das war extrem hilfreich für alles, was ich anschließend in unserer Abteilung angestoßen und erreicht habe. Ebenso habe ich einiges daraus in den laufenden Veränderungsprozess unseres Instituts einbringen können – insbesondere darin, wie wir die operative und strategische Zusammenarbeit in den neu formierten Managementboards zu unseren Forschungsthemen Carbon Management, Circular Economy, Green Hydrogen und Local Energy Systems strukturell und prozessual ausgestalten und auch als Teams gut zusammenfinden.
Was war – zusätzlich zu dem Zeit- und Geldbudget – noch Teil des TALENTA-Programms?
Anna Grevé: In meinem Durchgang, der allerdings schon ein paar Jahre zurückliegt, gab es sowohl eine Start- als auch eine Abschlussveranstaltung vor Ort in München. Mit verschiedenen Vorträgen und Möglichkeiten zur Vernetzung.
Annedore Mittreiter: In meinem Fall fand die Einführung coronabedingt online statt, was das Kennenlernen der anderen Teilnehmerinnen zugegebenermaßen etwas schwierig gestaltet hat. Ein bisschen ausgeglichen wurde das durch einen regen TALENTA-Teams-Kanal. Dort sind nicht nur die aktuellen TALENTA-Teilnehmerinnen vertreten, sondern auch Alumni. Wer also an Austausch interessiert ist oder auch konkrete Fragen zur Karriere bei Fraunhofer hat, ist dort genau richtig.
Zusätzlich gibt es im Weiterbildungsprogramm der Fraunhofer-Gesellschaft ein bestimmtes Kontingent an Formaten, zu denen nur TALENTAs Zugang haben. Während meiner Zeit bei speed up habe ich dieses Angebot auch intensiv genutzt. Die Ausbildung zur Team-Gestalterin habe ich aber extern gemacht. Teil der excellence-Stufe ist zudem ein Mentoring-Programm als Vorbereitung auf eine Professur. Da das aber kein Karriereschritt ist, der für mich in Frage kommt, habe ich diesen Part ausgelassen.
Würdet ihr die Teilnahme an »Fraunhofer TALENTA excellence« empfehlen?
Anna Grevé: Auf jeden Fall. Die Chance, 12000 Euro auf zwei Jahre verteilt in die eigene Weiterentwicklung stecken zu können, sollte man nutzen. Voraussetzung sollte meiner Meinung nach aber sein, dass es schon eine konkrete Idee gibt, in welche Richtung die eigene Karriere gehen soll. Am besten etwas losgelöst vom Tagesgeschäft oder den von Projekten, an denen man beteiligt ist. Wer »nur« an einem Coaching interessiert ist, kann das sicherlich auch auf anderen Wegen erreichen.
Annedore Mittreiter: Das sehe ich genauso. Und auch das Zeitbudget ist nicht zu unterschätzen. Es ermöglicht, etwas Großes für sich oder Fraunhofer UMSICHT anzustoßen, was im normalen Tagesgeschäft nicht möglich wäre.
Ist der Bewerbungsprozess aufwendig?
Anna Grevé: Der Aufwand hält sich im Rahmen. Es müssen klassische Unterlagen eingereicht werden: Lebenslauf, Motivationsschreiben und Empfehlung der Institutsleitung.
Annedore Mittreiter: Die Entscheidung, ob man einen der zehn excellence-Plätze erhält, wird ausschließlich auf dieser Basis getroffen: Es findet kein Bewerbungsgespräch statt.