»Ich habe die Chance, ganz individuell an meinen Führungskompetenzen zu arbeiten«
Karrierezeit für den Aufbau der eigenen Forschungsgruppe sowie Möglichkeiten zur persönlichen Weiterqualifizierung Richtung Leadership – so lautet zusammengefasst das Versprechen an Teilnehmerinnen des Förderprogramms »Fraunhofer TALENTA speed up«. Wie das in der Praxis aussieht, verrät Clara Watermann im Interview. Die Wissenschaftlerin leitet am Fraunhofer UMSICHT die Gruppe Katalysatorsynthese und nimmt seit über einem Jahr an dem Programm teil.
Wie bist du auf das TALENTA-Programm aufmerksam geworden?
Clara Watermann: Tatsächlich habe ich bereits an der ersten Stufe des Programms – »TALENTA start« – teilgenommen. Damals war ich noch als Doktorandin in der Abteilung »Elektrochemische Energiespeicher« angesiedelt und bin durch meinen Gruppenleiter Stefan Kaluza auf die Entwicklungsmöglichkeit aufmerksam gemacht worden. Dadurch hatte ich Stufe Nummer zwei – »TALENTA speed up« – automatisch auf dem Schirm. Meine aktuelle Abteilungsleiterin, Barbara Zeidler-Fandrich, hat mich aber sicherheitshalber auch nochmal darauf hingewiesen.
Wo liegen Unterschiede der beiden Stufen?
Clara Watermann: Inhaltlich richtet sich die erste Stufe an Wissenschaftlerinnen am Anfang ihrer Karriere. Das heißt: Ich habe die zur Verfügung gestellten, projektungebundenen Zeitkontingente und Weiterbildungsmöglichkeiten in erster Linie genutzt, um die Arbeit an meiner Promotion voranzutreiben. Zum Beispiel über die Teilnahme an zwei unterschiedlichen Summer Schools. Die hätte ich über mein Projekt nicht finanzieren können.
Zielgruppe von »TALENTA speed up« sind dagegen Wissenschaftlerinnen in ihren ersten Führungspositionen. Sprich: Die Qualifizierungsmöglichkeiten sind auf Leitungsaufgaben ausgerichtet. Ich nutze das Programm also, um mich weiter in meiner Position als Gruppenleiterin zu etablieren und mein Promotionsthema – die Extrusion keramischer Formkörper – bzw. ganz generell die Katalysatorsynthese in meiner Gruppe weiter auszubauen.
Von der inhaltlichen Ausrichtung abgesehen gibt es für mich einen weiteren, ganz deutlichen Unterschied: An »TALENTA start« habe ich vor Corona teilgenommen, an »TALENTA speed up« während bzw. nach der Pandemie. Das heißt: Die erste Auftaktveranstaltung hat in Präsenz stattgefunden, und alle TALENTA-Teilnehmerinnen – ob start, speed up oder excellence – waren vor Ort. Wir sind uns also alle face-to-face begegnet und hatten die Möglichkeit zur Vernetzung. Die zweite Auftaktveranstaltung war dann natürlich ganz anders: Sie fand online und ohne diesen informellen Austausch statt, der sich nur einstellt, wenn man sich bspw. gemeinsam nach dem Abendessen noch bis in die Nacht unterhält. Das fand ich sehr schade, da aus meiner Sicht genau der Vernetzungsaspekt sehr wertvoll sein kann.
Wie frei bist Du in der Gestaltung deiner speed up-Zeit?
Clara Watermann: Ich bin da sehr frei, obwohl ich natürlich in enger Abstimmung mit meiner Abteilungsleiterin vorgehe. Neben TALENTA-internen Qualifizierungsmöglichkeiten habe ich mich beispielsweise für ein Coaching entschieden. Das ist für mich eine einmalige Chance: Statt in einem Führungsseminar mit 12 anderen Personen zu sitzen, kann ich 1:1 Situationen und Herausforderungen durchsprechen, die meinen Arbeitsalltag bestimmen. Ich kann also ganz individuell an meinen Führungskompetenzen und meiner Persönlichkeit arbeiten. Das Gelernte kommt dann direkt in der Praxis zum Einsatz: Das zur Verfügung gestellte, nicht projektgebundene Zeitkontingent nutze ich, um intensiv in und mit meiner Gruppe zu arbeiten.
Kannst Du schon sagen, ob Dich das Ganze weitergebracht hat?
Clara Watermann: Auf jeden Fall. Ich konnte mich ein gutes Stück weiterentwickeln und werde auch die noch ausstehenden Monate entsprechend nutzen. Vielleicht zur Teilnahme an einer internationalen Konferenz oder an weiteren Seminaren. Das Programm ist für mich eine gute Gelegenheit, meine Karrierepläne zu hinterfragen und entsprechend zu gestalten. Ich sehe die Teilnahme aber auch ganz klar als Wertschätzung. Schließlich wird man ja von Vorgesetzten dazu ausgewählt.
Wie sah die Bewerbung denn aus?
Clara Watermann: Neben meinem Lebenslauf musste ich auch ein Motivationsschreiben einreichen, warum ich überhaupt an dem Programm teilnehmen möchte und warum ich mich als geeignet betrachte. Das wurde dann von einem Empfehlungsschreiben meiner Abteilungsleiterin abgerundet.
Zusammenfassend nehme ich also mit, dass du die Teilnahme auch anderen empfehlen würdest.
Clara Watermann: Definitiv. Wenn man die Möglichkeit hat, sich zu bewerben, sollte man die Chance zur persönlichen Weiterentwicklung definitiv nutzen. Die Freiheit, auch unabhängig von Projektfinanzierung an seinen Kompetenzen und Themen arbeiten zu können, ist einfach großartig.