Schallschutz auf Pilzbasis aus dem 3D-Drucker
Um die Akustik in Räumen zu verbessern, kommen heute meist konventionelle Materialien wie Polyesterschäume oder Verbundstoffe auf Mineralfaserbasis zum Einsatz. Fraunhofer UMSICHT forscht im Projekt »FungiFacturing« an biobasierten Alternativen: Schallabsorbern, die auf Basis von Pilzmyzel hergestellt werden und sich aus pflanzlichen Reststoffen nähren.
Bis aus einem Pilz ein Schallabsorber wird, müssen einige Schritte getan werden. An dieser Entwicklung forscht Julia Krayer vom Fraunhofer UMSICHT bereits seit 2016 in einem interdisziplinären Team. Seit 2019 fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMEL (Projektträger FNR) das Projekt »FungiFacturing«. Wichtig dafür sind die Pilzwurzeln, die Hyphen, welche das Pilzmyzel bilden. Um diese zu einem Werkstoff zu züchten, erhalten sie zunächst einen Nährboden aus biologischen Reststoffen wie Sägemehl, Stroh oder Treber aus der Bierproduktion. Nach einiger Zeit durchziehen die Myzel-Fäden das Substrat und bilden eine feste Struktur. Dieses Substrat wiederum kann zerkleinert und in eine gewünschte Form gepresst, anschließend verhärtet oder im Ofen getrocknet werden – je nach Weiterverarbeitung. »Das entwickelte pilzbasierte Material weist gute Dämmwerte auf, die einem herkömmlichen Schallabsorber gleichkommen«, erklärt die Biodesignerin Julia Krayer.
Energie- und Ressourcenverbrauch reduziert
Ziel des Projekts »FungiFacturing« ist es, auf Basis dieses Pilzmaterials einen Schallabsorber mittels generativer Fertigung herzustellen. Dazu testeten die Forschenden verschiedene Pilzarten, untersuchten die bestmögliche Substratzusammensetzung – insbesondere auch den Einsatz verschiedener Additive für die generative Fertigung. Der 3D-Druck ermöglicht eine individuelle Gestaltung des Absorbers, die zielgenau an die Bedürfnisse der Raumgestaltung angepasst werden kann. Zusätzlich kann dadurch für den Schallabsorber das Double Porosity Verfahren eingesetzt werden, welches die akustische Wirksamkeit verbessert. »Um den Energie- und Ressourcenaufwand zur Substratherstellung im Vergleich zur konventionellen Pilzproduktion weiter zu senken arbeiten wir an einem Herstellungsprozess, bei dem wir auf die Sterilisierung mit hohen Temperaturen weitestgehend verzichten«, erklärt Julia Krayer.
Das Projektteam möchte frühzeitig mit möglichen Anwenderinnen und Anwendern kooperieren und plant dazu Workshops, in denen das Material und seine Eigenschaften näher vorgestellt werden (Termine werden auf der Website www.fungifacturing.de in Kürze bekannt gegeben). Zielgruppen sind insbesondere Innenarchitekt*innen, Raumplaner*innen oder Händler von Akustikprodukten. Sie sollen in den Gestaltungsprozess mit einbezogen werden, um abschließend Anwendungsfälle genau definieren zu können.