Kräuter-, Heil- und Medizinalpflanzen sind eine nahezu unerschöpfliche Quelle für pharmazeutisch-nutzbare Substanzen in Phytopharmaka. Sie bringen ein entsprechend hohes Wertschöpfungspotenzial in der Agrar-, Kosmetik und Lebensmittelindustrie mit sich. Aktuell werden gut 90 Prozent der in Deutschland benötigten Medizinalpflanzen importiert – und der Großteil der für Phytopharmaka benötigten Rohware stammt aus Wildsammlungen. Diese Vorgehensweise ist weder nachhaltig noch ökologisch empfehlenswert, denn es kann zu Übersammlungen und einer Gefährdung der Biodiversität kommen. Das Ergebnis sind häufig inakzeptable Qualitätseinbußen bei den Wirkstoffen, was zum kompletten Ausschluss der gelieferten Rohware führen kann.
Für eine zukunftsfähige Erzeugung ausreichender Mengen an hochqualitativen Kräuter-, Heil- und Medizinalpflanzen muss eine effiziente und wirtschaftlich tragfähige Prozesskette aufgebaut und verstetigt werden. Das Innovationslabor »Circular PhytoREVIER« bietet hierfür eine Plattform, mit der neue biogene Wertschöpfungskreisläufe im Rheinischen Revier entwickelt werden. Die Forschungsarbeiten umfassen Züchtung, Hochertragsanbau auf verschiedenen Böden sowie Wirkstoffextraktion und Produktentwicklung in der Region.
Circular PhytoREVIER:
- Entwicklung ertrags- und standortoptimierter Kräuter-, Heil- und Medizinalpflanzen an den Modellpflanzen Arnika, Kapuzinerkresse und Löwenzahn
- Leistungsanbau im Freiland und in geschlossenen Systemen
- Entwicklung innovativer Verfahren zur gezielten Steuerung und Erhöhung des Wirkstoffgehaltes durch biologische, chemische und physikalische Stressgabe sowie zur nicht-invasiven Erfassung von Wachstums- und Ernteparametern
- Entwicklung umweltfreundlicher und wirtschaftlicher Extraktions- und Weiterverarbeitungsverfahren wie Trocknung und Aufarbeitung
- Zertifizierung und Vermarktung in Zusammenarbeit mit Unternehmen und anderen Innovationsclustern
- Transfer des generierten Wissens in Agrarwirtschaft, Industrie, Politik und Gesellschaft
Einfluss von Licht
Fraunhofer UMSICHT führt an den adressierten Modellpflanzen Untersuchungen in einer kontrollierten Umgebung (Temperatur, Luftfeuchte) bei verschiedenen Lichtbedingungen durch: Lichtintensität und Lichtzusammensetzung variieren. Anschließend wird der Einfluss des Lichts auf das Blühverhalten der Pflanzen und auf die Inhaltsstoffkonzentration bestimmt.