Proteine sind lebensnotwendig. Gleichzeitig sind sie auch auf dem besten Weg, Mangelware in der globalen Nahrungsmittelversorgung zu werden. Durch extreme Wetterlagen als Ergebnis des Klimawandels sowie Belastungen von Böden und Gewässern durch den Einsatz von Pestiziden und Düngemittel kann dieser Mangel in Zukunft weiter ansteigen. Ein Lösungsansatz für diese Herausforderung liegt in der Erschließung neuartiger Proteinquellen als nachhaltige und massentaugliche Alternative zu konventionellen tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln.
Seit Anfang 2021 entwickeln sechs Fraunhofer-Institute Anbausysteme und Prozesse, um nährstoffreiche Proteine aus Pflanzen, Insekten, Pilzen und Algen zu gewinnen. Diese Proteinquellen sind sehr resilient und können ganzjährig und klimaunabhängig effizient anzubauen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil von »FutureProteins« ist es, dass Energie-, Abfall- und Abwasserströme aus den Anbausystemen und Aufarbeitungsprozessen genutzt werden, um kosteneffiziente und ressourcenschonende Kreisläufe entlang der Wertschöpfung zu schaffen.
Gewinnungsprozesse und Verarbeitungsverfahren für Proteine aus Grünpflanzen
Die Abteilung Verfahrenstechnik des Fraunhofer UMISCHT arbeitet dabei an den Gewinnungsprozessen und Verarbeitungsverfahren für Proteine aus Grünpflanzen wie Weizengras.
Fraunhofer UMSICHT begleitet die Entwicklung des Projekts durch die Nachhaltigkeitsbewertung mit Hilfe der Methoden der Ökobilanz (Life Cycle Assessment) und der sozialen Ökobilanz (social Life Cycle Assessment). Ziel der Nachhaltigkeitsbewertung ist es, die ökologischen Wirkungen der alternativen Proteinerzeugung für Lebensmittel aus Weizengras, Insekten, Mikroalgen sowie Pilzen zu quantifizieren und diese mit der Wirkung von Proteinen aus konventionellen Biomassen zu vergleichen. Der Untersuchungsraum schließt alle Prozesse bis zum fertigen Lebensmittel ein. Explizit berücksichtigt werden dabei die eingesetzte Energie, die Infrastruktur als auch Verbrauchsmittel. Die Ökobilanz ermöglicht auch die frühzeitige Identifizierung von ökologischen Hotspots, durch die das Design modifiziert werden kann, um die Umweltauswirkungen zu reduzieren. Darüber hinaus zeigt die Ökobilanz Trade-Offs zwischen verschiedenen Umweltauswirkungskategorien auf, die eine ausgewogene Interpretation erlauben. Zudem untersuchte Fraunhofer UMSICHT wie sich der ökologische Fußabdruck des Produkts verändern könnte, wenn der Produktionsprozess vom Labormaßstab in die industrielle Anwendung gebracht wird und an welchen Stellen Optimierungspotenziale bestehen.