»Ich kann nicht stehen bleiben, ich muss mich weiterbilden«

Interview /

Ob Coaching-Ausbildung, Sprachkurs oder berufsbegleitendes Studium: Im Programm »Invest in me« finanziert das Fraunhofer UMSICHT Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Weiterbildung, an der sie privat Interesse haben. Wenn sich das Wissen auch am Institut anwenden lässt: umso besser! Bei Alexander Heinrichs ist das definitiv der Fall. Er hat im Rahmen von »Invest in me« berufsbegleitend Maschinenbau mit dem Ziel Bachelor studiert und nutzt das erworbene Know-how nun bei seiner täglichen Arbeit in der Konstruktion.

Alexander Heinrichs
Alexander Heinrichs hat im Rahmen von »Invest in me« berufsbegleitend Maschinenbau mit dem Ziel Bachelor studiert.

Warum fiel die Wahl auf Maschinenbau?

Alexander Heinrichs: Das Maschinenbaustudium hat mich ehrlich gesagt schon immer interessiert. Aber dafür hätte ich Fachabitur machen müssen. Also habe ich zunächst eine berufsbegleitende Fortbildung zum Techniker absolviert. Die hat vier Jahre gedauert und war kostenlos. Im Anschluss war ich dann für das Studium zugelassen. Bis zum Studienstart habe ich aber noch zwölf Monate gewartet… Ich wusste nicht so richtig, ob ich wirklich weitermachen möchte oder ob mir das jetzt schon reicht.


Was war Auslöser für die Einschreibung?

Alexander Heinrichs: Meine Frau. Du willst das unbedingt machen, hat sie gesagt, und deshalb habe ich dich direkt angemeldet. Diese Rückendeckung habe ich gebraucht. Schließlich haben wir drei Kinder, und ein Studium parallel zu einem Vollzeitjob heißt: wenig Zeit für die Familie.


Wann fanden die Vorlesungen statt?

Alexander Heinrichs: Drei bis vier Mal unter der Woche. Los ging es um 18:00 Uhr, Ende war meist gegen 21:15 oder 21:30 Uhr. Vor Corona fanden die Veranstaltungen vor Ort in Essen bzw. Bochum statt. Später dann virtuell… Am Wochenende habe ich mich dann meist noch mit Kommilitonen zum Lernen in der Bibliothek getroffen.


Das erfordert viel Disziplin…

Alexander Heinrichs: …und Motivation. Aber tatsächlich ist Lernen mein Ding. Ich kann schlicht nicht stehen bleiben, ich muss mich weiterbilden. Begonnen habe ich das Studium auch schon vor der Finanzierung durch das Fraunhofer UMSICHT, aber dank »Invest in me« hat das Institut ein Drittel der Kosten übernommen.


Gab es weitere Erfolgsfaktoren?

Alexander Heinrichs: Auf jeden Fall die Unterstützung durch meine Frau. Hätte sie sich nicht so intensiv um die Kinder gekümmert, wäre das Studium definitiv nicht möglich gewesen. Hilfreich war ebenfalls das zeit- und ortsunabhängige Arbeiten am Fraunhofer UMSICHT. Dadurch konnte ich Job, Studium und Familie deutlich besser unter einen Hut bringen als mancher meiner Kommilitonen. Einer musste beispielsweise jeden Morgen um 6:00 Uhr mit der Arbeit beginnen – nicht gerade einfach, wenn man am Abend davor bis um 21:30 Uhr im Hörsaal gesessen hat.


Worum ging es in Ihrer Bachelorarbeit?

Alexander Heinrichs: Betreut von Jan Girschik, Gruppenleiter Batterieentwicklung am Fraunhofer UMSICHT, habe ich mich mit elektrochemischen Notstromspeichern beschäftigt. Wir wollten weg von klassischen Diesel-Formaten hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung im Krisenfall, wie mit »FlowingNotstrom« auf dem Netzwert-Symposium 2021 vorgestellt. Da elektrochemische Notstromspeicher bis dato nicht schwarzstartfähig sind, war die Konstruktion eines Kickstarters in Form einer kompakten Flow-Batterie-Einheit, die beliebigen Stromspeichern vorgeschaltet werden kann, das Ziel der Arbeit. Titel: »Auslegung und Design eines manuell aktivierbaren Flow-Batterie-Systems als autarker Notstromspeicher«.


Das erworbene Know-how kommt also bei der täglichen Arbeit am Fraunhofer UMSICHT zum Einsatz?

Alexander Heinrichs: Da ist die Antwort ein ganz klares Ja. Ich bin an sehr vielen Konstruktionen beteiligt – auch was Druckbehälter angeht. Bei den mathematischen Berechnungen kommt mir das neue Wissen definitiv zugute.


Ist die nächste Weiterbildung schon in Planung?

Alexander Heinrichs: Tatsächlich hatte ich vor Beginn des Studiums auch schon mit dem Master-Abschluss geliebäugelt. Und vielleicht hätte ich das auch durchgezogen, aber die Corona-Maßnahmen haben mich sehr viel Kraft gekostet. Ich habe zu Hause kein Arbeitszimmer und die Vorlesungen deshalb am Laptop im Wohnzimmer verfolgt, wo der Rest der Familie fernsieht und spielt. Keine optimalen Rahmenbedingungen. Ich habe oft nur die Hälfte der Inhalte mitbekommen und musste entsprechend nacharbeiten. Das war anstrengend. Natürlich ist der Master-Plan trotzdem nicht ganz zu den Akten gelegt. Aber zunächst möchte ich einen Sprachkurs angehen und meine Englisch-Kenntnisse verbessern. Danach sehe ich dann weiter…