Urbane Entwicklung
Vertikale Begrünungssysteme bewähren sich in der Praxis
Starkregen und Trockenheit – mit den zunehmenden Herausforderungen des Klimawandels suchen Städte nach geeigneten Lösungen, sich zukunftsfähig aufzustellen. Eine Möglichkeit dafür sind vertikale Begrünungssysteme, die gleichzeitig auch CO2 aus der Luft filtern und Lärm reduzieren. Rund acht Jahre forscht Fraunhofer UMSICHT an den flexiblen Systemen, die vertikal als auch horizontal von verschiedenen Zielgruppen eingesetzt werden können. Nun wird das System in den Markt eingeführt.
Wie können Städte wachsenden Lärm und Luftverschmutzung in den Griff bekommen und sich zeitgleich an die Folgen des Klimawandels anpassen? An dieser Frage arbeiten die Forschenden des Fraunhofer UMSICHT bereits seit dem Jahr 2013. »Gemeinsam mit unseren Partnerunternehmen haben wir in den vergangenen Jahren spezielle Elemente entwickelt, die wir für den Bau von bodenungebundenen begrünten Wänden nutzen«, erklärt Holger Wack, stellvertretender Abteilungsleiter Produktentwicklung am Fraunhofer UMSICHT. »Auf Basis eines mineralischen Werkstoffes bieten wir so Privatpersonen genauso wie Städten oder Galabauern die Möglichkeit, flexibel Fassaden oder z.B. Garagen klimaschonend zu gestalten.«
Eines dieser Partnerunternehmen ist die Biolit Green Systems GmbH. Das Startup vertreibt und entwickelt seit Oktober 2021 die Komponenten für das vertikale Begrünungssystem und integriert dieses in die Umwelt. Damit wirkt das Unternehmen Problemen wie Starkregen, Hitze, Trockenheit und dem Verlust von Biodiversität entgegen, die der Klimawandel hervorruft. Außerdem verbessert die vertikale Begrünung die Luftqualität und reduziert CO2 in der Umwelt. So hebt sich das Stadtbild und die Qualität des Aufenthaltes. Unterstützend wirken dabei auch Lärmminderung, Feinstaubbindung und die psychische sowie physische Gesundheitsvorsorge. Da die vertikale Begrünung darüber hinaus Gebäude dämmt, kühlt und Schatten spendet, können die Bewohnende auch Energie einsparen.
Vom Prototyp zur privaten Nutzung
Die Idee zu vertikalen Begrünungssystemen besteht schon seit der ersten Kooperation zwischen dem Fraunhofer UMSICHT und Berthold Adler im Jahr 2013. Die ersten zwei Prototypen folgten 2014 in Spanien und Castrop-Rauxel. Seit 2015 forschen die Projektpartner auch an einer eignen Wand am Fraunhofer UMSICHT. Die dabei verwendeten Pflanzsteine bestehen aus einer Pflanzen- und einer integrierten Bewässerungsrinne. Mit diesem System vertreibt und baut das Startup frei skalierbare Lösungen für den Garten- und Landschaftsbau, Vorsatzwände, Fassaden, Trennwände, Schallschutzwände Vertical-Farming-Wände und komplett neue Architektur. »Die Resonanz ist bisher sehr positiv«, erklärt Berthold Adler, Gründer des Start-ups Biolit Green Systems GmbH. »Wir merken, dass beispielsweise im Galabau ein Umdenken einsetzt.« Da die Module des Systems flexibel und frei skalierbar sind, eignen sich die fertigen Wände sowohl für Städte als auch für Privatleute. Ihre Einsätze können so von freistehenden bepflanzten Bushaltestellen über Terrassierungen, Garagen und Grundstücksbegrenzungen reichen. »Für schnelle grüne und kostengünstige Ergebnisse säen wir die Wände mit Gräsern und Blumen ein«, ergänzt Berthold Adler. »Aber auch die Bepflanzung mit Kräutern, Erdbeeren, Tomaten und Chilis sind ohne Probleme möglich.«
Fraunhofer UMSICHT begleitet währenddessen die weiterführende Forschung. »Wir schauen aktuell insbesondere auf den positiven Einfluss der vertikalen Begrünung auf das Mikroklima und die Wechselwirkung zur Umgebung«, erläutert Holger Wack. »Damit knüpfen wir auch an die Ergebnisse von verschiedenen Studienarbeiten an.« So greifen die Forschenden beispielsweise auf die Ergebnisse einer Masterarbeit zu einer sensorgesteuerten Bewässerungstechnik mittels App und einer Bachelorarbeit zur Pflanzenauswahl zurück.