»CCPE hat im ersten Jahr sehr gute Erfolge erzielt«
Gemeinsam den Wandel von einer linearen zu einer zirkulären Kunststoffwirtschaft gestalten – mit dieser Zielsetzung haben sich Ende 2018 die fünf Fraunhofer-Institute IAP, ICT, IML, LBF und UMSICHT zum Fraunhofer Cluster of Excellence Circular Plastics Economy CCPE zusammengeschlossen. Unter Leitung des Fraunhofer UMSICHT forschen sie an technischen und sozialen Innovationen für die nachhaltige Transformation der gesamten Wertschöpfungskette Kunststoff. Im Interview wirft der Leiter der Geschäftsstelle des Clusters, Dr.-Ing. Hartmut Pflaum, einen Blick zurück auf das erste Jahr der Zusammenarbeit.
Wie fällt die CCPE-Bilanz für 2019 aus?
Hartmut Pflaum: Wir haben im ersten Jahr beachtliche Erfolge erzielt. So können wir bereits wissenschaftliche Ergebnisse vorweisen: selbstverstärkte Polymilchsäure (PLA), biobasierte Additive, einen Versuchsstand für Abbautests in der Umwelt, Lösungen für werkstoffliches und chemisches Recycling im Demonstrationsmaßstab, ein Konzept für digitale Produkt- und Stromstoffverfolgung, ein Circular Readiness Level (CRL), Circular Assessment Tools und einen Innovationsradar für neue Geschäftsmodelle. Darüber hinaus haben wir den Hackathon als neues Format zur Produktentwicklung entwickelt.
Ist CCPE in der Kunststoffbranche angekommen?
Hartmut Pflaum: Definitiv. Unser Ecosystem umfasst derzeit ca. 50 Unternehmen, Verbände und öffentliche Einrichtungen. Auch erste FuE-Aufträge aus der Industrie sind bereits eingegangen. Zusammen mit der Heilbronner L. Brüggemann GmbH & Co. KG entwickelt das Fraunhofer LBF neue Stabilisatorsysteme. Sie sollen die Eigenschaften von Polyolefin-Rezyklaten, insbesondere aus Polypropylen und Polyethylen, verbessern und sind wegweisend, wenn es darum geht, das Potenzial dieser Kunststoffe länger und effizienter zu nutzen.
Da werden in Zukunft sicherlich noch weitere Aufträge hinzukommen…
Hartmut Pflaum: Daran arbeiten wir auf verschiedenen Ebenen. Im vergangenen Jahr ist beispielsweise die Projektwebseite www.ccpe.fraunhofer.de an den Start gegangen. Dort sind Leistungen ebenso wie Schwerpunkte des Clusters übersichtlich dargestellt und selbstverständlich die Kontaktdaten der Geschäftsstelle hinterlegt – denn im Cluster gilt »one face to the customer along the whole value chain«. Eine wichtige Rolle spielen unsere Messeauftritte. Auf der K im Oktober 2019 konnten wir fast 200 Kontakte neu gewinnen und weiter an den Cluster binden. Zudem hatte Prof. Eckard Weidner, Leiter des Clusters und UMSICHT-Institutsleiter, Gelegenheit, die Arbeit an der zirkulären Kunststoffwirtschaft beim Klimakongress der CDU Ende September 2019 in Berlin vor fast 500 Teilnehmenden zu präsentieren.
Zusätzlich zu diesen Aktivitäten ist CCPE Mitglied in verschiedenen Initiativen und Arbeitskreisen. Darunter die Circular Economy Initiative Deutschland, die bei der EU angesiedelte Circular Plastic Alliance, der Runde Tisch zur zirkulären Wertschöpfung des Wirtschaftsministeriums Nordrhein-Westfalen, der Landesverband Nordrhein-Westfalen im Verband der Chemischen Industrie e.V., der VDI und kunststoffland NRW e.V.
Das sind ja ganz unterschiedliche Ansätze und Formate. Wie organisiert sich der Cluster?
Hartmut Pflaum: Wir verfolgen eine gemeinsame strategische Forschungsagenda mit einer dazu passenden virtuellen Struktur, die von allen Führungskräften und Mitarbeitenden der Institute getragen wird. Außerdem ist unser 50-köpfiges Team aus ca. 60 Mitarbeitenden im vergangenen Jahr deutlich zusammengewachsen und arbeitet mit Erfolg interdisziplinär. Neu hinzugekommen ist übrigens das Fraunhofer IVV, das uns seit Januar 2020 mit Kompetenzen in den Bereichen Verpackung, Zulassungsverfahren und Recycling verstärkt.
Wer die Arbeit des Clusters kennenlernen und sich vielleicht ebenfalls einbringen möchte, hat jederzeit Gelegenheit dazu.
Hartmut Pflaum: Genau, wir sind zum Beispiel auf verschiedenen Messen vertreten. Aber auch außerhalb von Veranstaltungen tauschen wir uns gern mit Innovatoren der Circular Economy aus – sei es per Mail oder per Telefon.