Akzeptanz von Biogasanlagen – Empfehlungen für die Praxis
In Deutschland werden rund 7100 Biogasanlagen betrieben. Damit ist Biogas einer der erfolgreichsten erneuerbaren Energieträger. Doch der Neubau von Anlagen verläuft nicht immer frei von Konflikten. Anwohner fürchten Veränderungen des Landschaftsbilds, ein erhöhtes Transportaufkommen, Belästigungen durch Lärm und Geruch. Fraunhofer UMSICHT und die Forschungsgruppe Umweltpsychologie der Universität des Saarlands befragten Anwohner, Anlagenbetreiber und Experten zu Image und Akzeptanz der Biogastechnologie. Daraus abgeleitet wurden Empfehlungen zur Förderung des konstruktiven Miteinanders beim Ausbau der Biogasnutzung in Deutschland. Die Broschüre steht kostenfrei zum Download zur Verfügung.
Trotz der allgemein hohen Akzeptanz regenerativer Energien bei der Bevölkerung in Deutschland gestaltet sich die Umsetzung der Energiewende häufig schwierig. Der Neubau von Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung wird oftmals lokal von Protesten begleitet und in manchen Fällen sogar verhindert. Auch die Biogastechnologie ist von diesen Entwicklungen betroffen. Anwohner fürchten Veränderungen des Landschaftsbilds, Belästigung durch den Transport von Biomasse zur Anlage, Lärm und Geruch. Sie rechnen zudem mit einem Verfall der Immobilienpreise im Anlagenumfeld. Die Betreiber von Anlagen wiederum sind meist mit der Öffentlichkeitsarbeit überfordert. Doch gerade das Wissen über den Sinn und die Notwendigkeit sowie über die Funktionsweise von neuen Technologien ist eine wesentliche Voraussetzung für das Verständnis und die Akzeptanz in der Bevölkerung. Bisher gelingt dieser Wissenstransfer bezüglich der Biogastechnologie nur unzureichend, wie das Forschungsprojekt von Fraunhofer UMSICHT und der Forschungsgruppe Umweltpsychologie der Universität des Saarlandes zeigt.
Broschüre gibt Handlungsempfehlungen
In Umfragen, Interviews und Workshops erfassten die Forscher sozialwissenschaftliche und technologische Aspekte, die Einfluss auf die Akzeptanz von Biogasanlagen nehmen. Von Juni 2010 bis April 2011 befragten sie in sechs verschiedenen Regionen Menschen, die in der Nähe von Biogasanlagen wohnen. Zusätzlich wurden Betreiber von Biogasanlagen sowie Experten in die Umfrage einbezogen. Aus den Ergebnissen wurden Handlungsempfehlungen abgeleitet und Kommunikationsstrategien erarbeitet.
Die Ergebnisse der Studie wurden in der Broschüre »Akzeptanz von Biogasanlagen – Hintergrund, Analyse und Empfehlungen für die Praxis« zusammengefasst. Sie gibt einen Überblick über die Handlungsebenen auf denen Maßnahmen zur Konfliktvermeidung wirksam werden können. Die Empfehlungen richten sich an politische Entscheidungsträger, die Regionalplanung, Berufsgenossenschaften, Planer, Hersteller und Betreiber von Biogasanlagen, die Anwohner von Biogasanlagen und die Bevölkerung allgemein.
Unsicherheiten abbauen und Verständnis wecken
Der Beitrag, den die Biomassenutzung insgesamt zur Energieversorgung leistet, wird häufig unterschätzt. Mit regenerativen Energieformen werden vor allem Windkraft und Solarenergie assoziiert. Journalistische Beiträge zur Biogastechnologie, die über die Ebene einzelner Anlagen hinausgehen und stattdessen den Stellenwert für die Energieversorgung insgesamt beleuchten, sind bislang zu rar, um die Bevölkerung in ausreichender Weise aufzuklären. Die Möglichkeiten zu informieren und Wissen zu vermitteln sind jedoch vielfältig und sollten zur Verbesserung des Transfers auf allen gesellschaftlichen Ebenen genutzt werden.
Biogasanlagen in Deutschland
In Deutschland erzeugen mehr als 7100 Biogasanlagen Strom und Wärme (Stand Dezember 2011). Nach Angaben des Fachverbandes Biogas e.V. verfügen sie insgesamt über eine installierte elektrische Leistung von rund 2780 Megawatt. Hiermit können 4,6 Millionen1 Vier-Personenhaushalte mit Strom versorgt werden. Zusätzlich kann die bei der Verstromung anfallende Wärme zu Heizzwecken genutzt werden.
Förderhinweis
Die Broschüre ist ein Ergebnis des Forschungsvorhabens »Imageanalyse und Imagewandel der Biogastechnologie unter Einbeziehung sozialwissenschaftlicher und technologischer Aspekte«, das im Programm »Forschung und Entwicklung zur klimaeffizienten Optimierung der energetischen Biomassenutzung« im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert wurde.
Fachkontakt:
Dipl.-Psych. Jan Hildebrand (FG-UPSY), Tel.: 0681 - 9762 829; E-Mail
1 Der Berechnung wurden folgende Werte zugrunde gelegt: ein Jahresverbrauch an Strom von 4500 kWh für einen Vier-Personenhaushalt; durchschnittlich 7468 theoretische Volllaststunden pro Jahr für die Biogasanlagen bei einer elektrischen Auslastung der BHKW von 85 Prozent [gemäß Biogas-Messprogramm II, Gülzow, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, 2009, ISBN 978-3-9803927-8-5]