UMSICHT-Newsletter

e:Lab: Der Bürger als Innovator für die Energiewende

Newsletter 29.11.2016 - Energieinnovationen sind gefragt wie nie. Insbesondere die Energiewende erfordert alternative Lösungsansätze und Experimentierfreude bei den Konzepten. Eine Möglichkeit, neue Ansätze im Innovationsgeschehen zu kreieren, sind Bürgerbeteiligungen. Das Projekt e:Lab zielt genau darauf ab: Im »Bürgerlabor für Energieinnovationen« sollen technikaffine Bürger ihre Erfahrungen und Ideen für Innovationen im Energiebereich einbringen. Die Newsletter-Redaktion sprach mit Daniela Berglehn von der innogy Stiftung, dem Förderer des Projekts.

Das Innovationsgeschehen ist im Wandel. Immer mehr Menschen interessieren und engagieren sich für technik- und wissenschaftliche Weiterentwicklungen und wollen diese mitbestimmen, gerade auch im Bereich alternativer Energien. In dem im Oktober gestarteten Projekt sollen technikaffine Bürger einbezogen werden, neue Konzepte für die Energieerzeugung, - speicherung, -verteilung und –nutzung zu entwickeln und zu erproben.

Ein wichtiger Gedanke dabei ist, dass eine nutzerorientierte Innovation nicht nur durch innovationstheoretisches Interesse geprägt ist, sondern Motive wie Langlebigkeit, Reparier- und Rezyklierbarkeit, oder die Verwendung lokal verfügbarer Ressourcen stärker im Fokus stehen. Der Open-Source-Gedanke und die gemeinsame Nutzung von Technik sind weitere wichtige Merkmale dieses Trends. »Gelingt ein Transfer der Ergebnisse von Bürgerinnovationen in die Breite sowie ein Anschluss an heutige Produktionssysteme, so kann dies langfristig zu einer humaneren und nachhaltigeren Technik führen«, sagt Jürgen Bertling, Projektkoordination Fraunhofer UMSICHT.

Die Newsletter-Redaktion sprach mit Daniela Berglehn von der innogy Stiftung, dem Förderer des Projekts.

Was ist Ihnen besonders wichtig bei diesem Projekt?

Wir fördern bereits eine Studie im Bereich Nutzerinnovationen und waren nun besonders interessiert an einer Idee, die das Feld quasi von unten aufrollt und auf Bürgerbeteiligungen und Bottom-up-Prozesse setzt. Das e:Lab ist nah an der praktischen Arbeit, an der Maker-Szene, und grenzt niemanden aus.  Es ist uns sehr  wichtig, dass das Projekt für alle offen ist, die die Energiewende mitgestalten wollen.

Was erhoffen Sie sich?

Wir wünschen uns, dass eine kleine Keimzelle entsteht,  in der Bedürfnisse der Gesellschaft im Bereich Energieinnovationen abgebildet werden. Es soll ein kreativer Raum sein, in dem wir diskutieren, aber auch gemeinsam Lösungen mit den Nutzern  entwickeln. Es geht uns dabei nicht um fertig gedachte  Produkte, die den Markt erobern sollen, sondern um die Möglichkeit, neue Ansätze zu verfolgen und Freiräume   zu schaffen. Das Projekt bietet unterschiedliche Formate für den Austausch, so dass wir hoffen, eine gute und praktikable Gruppe von interessierten Bürgerinnen und Bürgern zu erreichen.

Wie sind Sie konkret eingebunden und welche Aufgaben haben Sie in der Stiftung?

Ich bin keine Technikerin und daher kommunikativ ins Projekt eingebunden. Das heißt, ich versuche, geeignete Kompetenzen im Bereich Nutzerinnovationen für den Energiemarkt ins Boot zu holen,  möchte Nutzergruppen zusammenbringen, die dieselben Ziele verfolgen – auch aus unterschiedlichen Projekten - , und ich versuche, geeignete Plattformen, wie z.B. unseren Blog oder den Stiftungstag, für die Präsentation und den Austausch von Projekten oder Ideen zu schaffen. Bei der Stiftung bin ich neben der Projektarbeit noch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Stichwort Energiewende: Was ist für die Stiftung elementar?

Wir möchten bei der Energiewende vermitteln, dass es nicht nur um technische Entwicklungen geht, sondern dass sie gesellschaftliche, kulturelle und soziale Aspekte umfasst und Konsequenzen für mein alltägliches Leben hat. Die Tragweite der Energiewende für unsere  Gesellschaft ist noch nicht ausgemacht. Daher möchten wir die Menschen mitnehmen und sie für die Veränderungen  und Chancen sensibilisieren. Eine Frage ist doch z. B: Was ist eigentlich eine gute Energiewende? Wann betrachten wir sie als gelungen? Oder auch: Ist das, was innovativ ist auch sozial? Inwiefern ist dezentrale Erzeugung auch solidarisch? Oder ganz konkret: Wenn ich es mir leisten kann, mit meinem Eigenheim Solarstrom zu produzieren, werde ich davon dann meinem Nachbarn etwas schenken?  Um solche Fragen  zu diskutieren, brauchen wir auch ausreichendes Wissen. Ein wichtiger und grundlegender Aspekt unserer Stiftungsarbeit ist daher das Thema Bildung. Sie ist die Basis und Voraussetzung, um die Energiewende mit all ihren Aspekten zu verstehen und mitzugestalten. Dazu wollen wir einen Beitrag leisten.

innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft

Das Projekt wird von der innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft  (ehemals RWE Stiftung) gefördert. Die Stiftung wurde zum 1. September 2016 umbenannt, da sieim Rahmen einer Neustrukturierung im RWE Konzern der Unternehmenstochter innogy SE zugeordnet wurde. Das vorgeschlagene Projekt ergänzt aufgrund seiner  Konzeption das von der innogy Stiftung bereits geförderte Projekt »Nutzerinnovationen für den Energiemarkt« und das vom BMBF geförderte Projekt »Prosumer-Haushalte«, die beide die Bedingungen und Potenziale von Bürgerinnovationen bzw. -produktion untersuchen. Im e:Lab wird dieser Trend aber nicht nur aus einer Metaperspektive analysiert, sondern in der Praxis erprobt, konkretisiert und ausgestaltet.