... Dr. Markus Oles, Gesamtkoordination Carbon2Chem® | Schwerpunkt Industrie
Interview vom 22.07.2020
Was wurde bislang im Verbundprojekt Carbon2Chem® erreicht?
Markus Oles: Wir haben ein funktionierendes Technikum mit einer wechsellastfähigen 2 Megawatt Elektrolyseanlage aufgebaut. Es ist gelungen, die Industriesektoren Stahl, Chemie und Anlagenbau in einem realen Produktionsumfeld miteinander zu verknüpfen und dabei sowohl den hohen technologischen Reifegrad als auch die Wirtschaftlichkeit der Verfahren nachzuweisen. Basis dafür ist eine einzigartige Kooperation zwischen verschiedenen Industrien und Forschungseinrichtungen mit dem gemeinsamen Ziel, CO2 als Rohstoff zu verwenden. Dies begründet letztlich auch die hohe Akzeptanz des Projekts in Politik und Öffentlichkeit.
Was waren die Highlights?
Markus Oles: Definitiv die Eröffnungsveranstaltung mit der weltweit erstmaligen Produktion von Methanol aus Hüttengasen. Ein Highlight ist sicher auch, dass wir die Wechsellastfähigkeit unserer Elektrolyse nachweisen konnten. Gefreut habe ich mich auch darüber, dass unser Projekt auch in der Lebenszyklusanalyse einen realen Effekt und nachhaltige CO2-Einsparungen nachgewiesen hat.
Was waren die größten Herausforderungen?
Markus Oles: Eine wesentliche Herausforderung liegt in der Komplexität, die durch die Integration unterschiedlicher Industrien entsteht. In solch einem Kontext eine ausreichende Planungssicherheit herzustellen, gehört ebenfalls zu den schwierigen Aufgaben, die wir erfolgreich gelöst haben. Auf technische Ebene war der Umgang mit der volatilen Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen eine Herausforderung.
Welche nächsten Schritte sind geplant?
Markus Oles: Der wichtigste nächste Schritt ist es nun zu zeigen, dass unsere Lösungen robust sind und über lange Zeit im komplexen Umfeld eines integrierten Hüttenwerks betrieben werden können. Das schafft die Voraussetzung in große Anlagen investieren zu können. Außerdem wollen wir Carbon2Chem®-Lösungen auf weitere Industrien mit hohen CO2-Emissionen wie die Kalkindustrie oder Müllerverbrennungsanlagen ausweiten. Dafür wollen wir einen Demonstrator aufbauen, der signifikante CO2 Einspareffekte erzielt. Damit schließen wir den Kohlenstoffkreis noch weiter. Außerdem soll die Technologie der Direktreduktion mit ihren veränderten Hüttengasen in das Konzept einbezogen werden. Schließlich wollen wir auch einen Transformationspfad in Richtung großindustrielle Anwendung in Angriff nehmen. Die Rahmenbedingungen: größtmöglicher CO2 Einspareffekt und Finanzierbarkeit.